Zu wenig & zu spät: Erster Sachsen-Monitor alarmiert mehrfach

Die Ergebnisse des heute vorgelegten Sachsen-Monitors sind alarmierend. Denn gemessen am Bundesschnitt, der in anderen Studien ermittelt wurde, äußern sich Menschen aus Sachsen überdurchschnittlich ablehnend gegenüber Ausländern, Muslimen sowie Sinti und Roma:

  • 58 Prozent der Sachsen stimmen der Aussage voll oder ganz zu, die Bundesrepublik sei „durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.“ Laut der renommierten Mitte-Studie, die gestern vorgelegt wurde, stimmen der gleichen Aussage im Bundesschnitt nur gut 18 Prozent der Befragten zu, hinzu kommen 13 Prozent, die sich nicht festlegen.
  • 39 Prozent der Sachsen finden außerdem, Muslimen solle „die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“. Im Bundesschnitt ist die Zustimmung wesentlich niedriger, sie liegt bei knapp 16 Prozent.
  • Mehr als die Hälfte der Sachsen hätte überdies „ein Problem damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Wohngehend aufhalten.“ Bei einer ähnlich formulierten Frage war die Zustimmung bundesweit nur halb so groß.

 

Überdurchschnittlich hoch ist in Sachsen zugleich die Zustimmung zu nationalistischen bis hin zu pro-diktatorischen Aussagen, die gar – mit einem der prononciertesten Kampfbegriffe aus der Denkwelt deutscher Antidemokraten – eine „Volksgemeinschaft“ unterstellen.

Gemessen daran ist das Fazit des Sachsen-Monitors, „Ressentiments gegen Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit“ seien „in Teilen der sächsischen Bevölkerung verbreitet“, eine ziemlich dilettantische Schönfärberei. Die Erhebung zeigt ja gerade: Rassismus wird hierzulande mehrheitsfähig. Rechtsextremismus ist für Teile der sächsischen Bevölkerung eine diskutable Politik-Option.

Misslich ist, dass der Sachsen-Monitor nicht annähernd an den weit detaillierteren Thüringen-Monitor heranreicht und naheliegende Fragen zu Phänomenen unserer Zeit, wie den grassierenden Rechtspopulismus, einfach auslässt. Weil er außerdem so spät kommt, hilft der Sachsen-Monitor nicht dabei, das Wirken Pegidas und weiterer extrem rechter Straßenbewegungen zu dokumentieren.

Festzustellen ist nur mehr der Flurschaden für die politische Kultur im Land – und die feindselige Haltung, die von allzu vielen Menschen gegen „Fremde“ eingeübt wird. Ich erwarte nunmehr von der Staatsregierung, dass sie den Koalitionsvertrag umsetzt, der den Sachsen-Monitor als „Grundlage einer zielgenaueren Demokratiearbeit“ bezeichnet.

Nicht nur in der politischen Bildung, die langfristig wirkt, muss offensichtlich nachgebessert werden. Sachsen braucht endlich ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung der extremen Rechten!

 


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